Montag, 14. Mai 2018

S18 Josef Strau

Ein Künstler, der schreibt, und ein Schriftsteller, der Kunst macht. Strau beschreibt sein Werk als fortlaufende Geschichte und so macht ein signifikanter Teil seiner Produktion handgeschriebene oder selbst im Computer bildartig layoutierte Texte aus, die auf handlichen Plakaten oder Flugblättern gedruckt werden, Hintergrund für gemalte Bilder sind, gerahmt hängen oder im Ausstellungsraum plakatiert. Strau nützt das Medium Poster, um Kunst zu verbreiten und den physischen Anteil einer Ausstellung zu erweitern. Schreiben ist hier Darstellung einer anderen Realität.

Seine Texte sind in einem persönlichen, ausufernden Ton verfasst und wirken wie Tagebucheintragungen. Die Art wie Strau schreibt, ist vom Verfahren der "écriture automatique" und Peter Weibel beeinflußt, der die Erzähltechnik der Surrealisten in den 1980er Jahren weitergeführt hat. Trotzdem distanziert sich Strau von der Rolle des Unterbusstseins bei so einer Methode. Ihn fasziniert das Konzept der inneren Stimme oder der "automatic voice", so wie sie Emanuel Swedenborg in seinen Aufzeichnungen einer Erscheinung anwendet. Im Alter (1763), nachdem Swedenborg viele wissenschaftliche Bücher zu unterschiedlichsten Fachgebieten verfasst hatte, begann er, das was ihm ein Engel erzählte, aufzuschreiben; diesen Vorgang entwickelte er in einen eigenen Schreibstil weiter. Tatsächlich ergibt sich Straus Form daraus, dass er keine solchen Stimmen hören kann, sondern versucht, sich in so einen Zustand zu versetzen. Er entwirft eine eigene Perspektive, die an ein literarisches Motiv anknüpft: der Künstler als Beobachter und Träumer, der "romantisch arbeitet" und die Welt diskutiert. Was er dabei offenbart, ist eine Art semi-dokumentarische Geschichte, gerahmt von den Kunstobjekten, in die sie eingebunden wird.


Josef Strau, Repetition, Competition, Jewlery of Flowers and Redemption, 2013, Edition

Josef Strau, Tears and New Tears, Printed Matter, New York 2018
Josef Strau, 2016