Mittwoch, 13. März 2019

Michelle Stuart

"Well, when you look back you’re including other peoples’ comments about the work – it becomes an accumulation of everybody’s ideas and you can’t escape that." (Michelle Stuart in an Interview with Gabrielle Schwarz, 2018)

"Stuart’s monochrome rubbings of the 1970s simultaneously challenged the hard-edged aesthetic of Minimalist painting and its industrially manufactured materials, as well as the relationship between drawing and the artist’s hand. Moreover, breaking with the monumental scale of early Land art, these rubbings explore a physical connection to site and the product of memory." (Dia:Beacon)

Michelle Stuart hat Archäologie und Anthropologie studiert und als Konstruktionszeichnerin für den United States Army Corps of Engineers gearbeitet. Sie hat Erde, Samen, Pflanzenteile, Asche, Fossilien oder archäologische Bruchstücke zu Objekten verarbeitet, Materialien die für die damaligen Entwicklungen in der Kunst wie z. B. der Minimal Art, unkonventionell waren. Mit ihren Objekten hat sie auch die Land Art erstmals in Galerieräume gebracht. Ein gemeinsamer Unterschied von Michelle Stuarts und Herman de Vries zu der in den 1970er-Jahren gängigen Land Art ist, dass beide kaum Spuren in der Landschaft hinterlassen. Beide Positionen können als "rather receptive than inscriptive" (Anne Lovatt, 2017) beschrieben werden. Die "Scrolls" z. B. sind Abriebe, Pulverisierungen und Drucke, die mit vorgefundenen Materialien aus der natürlichen Umgebung des Produktionsortes in langwieriger Handarbeit auf monumentale Papierrollen aufgetragen werden. Schweres Baumwollpapier, das ähnlich wie Buchbinderleinen mit Muslin unterlegt ist und so mit Erde und Steinen bearbeitet werden kann. In Ausstellungsräumen werden die Scrolls von der Wand abgehängt und mehr oder weniger in den Raum ausgerollt. Die ursprüngliche Idee aber war, die bearbeiteten Papierrollen in der Landschaft liegen zu lassen, damit sie sich dort zersetzen. Auf Empfehlung von Charles Simonds und Robert Smithson reiste Stuart 1976 zu einem Steinbruch in Sayreville, New Jersey, um mit der roten Tonerde dort "Sayreville Strata Quartet" zu produzieren. Dabei entstand auch eine Fotoserie vom Steinbruch, die zusammen mit einem kleineren Stück Erdabreibung kombiniert ist, ein Stapel von Erdabreibungen und eine Art Reisetagebuch aus einzelnen Blättern von Erdabreibungen, die zu einem Buch gebunden sind. Diese Arbeiten sind seit 2017 permanent im Dia:Beacon installiert. Stuart war aktiv an der Frauenbewegung in New York beteiligt. Sie hat sich besonders mit der Beziehung von Feminismus und Ökologie, genauer der "Anthropozoischen Ära", in der die Menschheit zu einem geologischen Faktor geworden ist, auseinandergesetzt. Sie hat die feministische Zeitschrift Heresis: A Feminist Publication on Art and Politics mitbegründet und an der Errichtung des Women’s Art Registry in New York mitgearbeitet.

"Stuart pioneered the utilization of organic mediums such as earth, wax, seeds, and plants to the vertical surface experience. These works that go beyond the bounds of traditional artistic resources articulate the complex processes through a language of exploration of both the physicality of materials and cultural and scientific issues not generally thought of in the vocabulary of art. The changes that take place in organic matter, the extinction series and the series on genetic variation, explore scientific issues that provide a new art vocabulary. "

www.michellestuartstudio.com
Michelle Stuart at Dia:Beacon, New York
Anne Lovatt on Michelle Stuart, Dia:Beacon 2017 (57:43 Min.)
Interview with Michelle Stuart, 2018