Mittwoch, 12. Dezember 2018

Tea-silk

Dioscorea cirrhosa ist eine Wurzel, eine Art Yamwurzel, mit einem sehr hohen Tanningehalt, die ursprünglich in der traditionell chinesischen Medizin unter der Bezeichnung Shulang eingesetzt wird. Seit der Ming-Dynastie werden mit ihr Seidenstoffe zu Prestigeobjekten für die wohlhabende Gesellschaftsschicht veredelt. Dazu werden die Wurzelknollen fein zerrieben und in einem Tonbecken in Wasser angesetzt bis die Flotte Farbe annimmt. Ganze Seidenstoffbahnen werden wiederholt in das Farbbad getaucht, in einer Presse ausgedrückt und zum Trocknen auf großen Rasenflächen ausgebreitet. Um tiefe Farbtöne zu erzielen, muss dieser Vorgang bis zu 40 Mal wiederholt werden. Anschliessend wird der Stoff neben einem Fluss ausgebreitet und einseitig mit einer feinen Schlammschicht bedeckt, im Flussbett ausgewaschen und über Nacht zum Trocknen liegen gelassen. Der Fluss muss flach und ökologisch unberührt sein, der Schlamm sollte in seiner Textur butterartige sein und er muss einen entsprechenden Anteil an Eisensulfat beinhalten. Am Ende des Prozesses ist die Seide auf einer Seite dunkelrostrot gefärbt, auf der Rückseite ist die Färbung durch den Schlamm schwarz oxidiert. Vor der Weiterverarbeitung muss das Material bis zu zwei Jahre abliegen. In der Zeit vertiefen sich die Farben und die Oberflächen werden weicher und glatt. Am Ende hat Teeseide einen typisch speckigen Glanz.

Bilder zu Tea-silk-Produktion für Kathrin von Rechenberg, Bejing 2014
Kilomet 109, Hanoi 2018