Sonntag, 8. Oktober 2017

W17–18 Kunst und Schrift

Gretchen Bender
Louise Bourgeois
Guy de Cointet
Hanne Darboven
Moyra Davey
Marcel Duchamp
Heinrich Dunst
Shannon Ebner
Jenny Holzer
Ferdinand Kriwet
Barbara Kruger
Shirin Neshat
Yoko Ono
Gerhard Rühm
Ed Ruscha
Lawrence Weiner
Emmett Williams
Christopher Wool

Gretchen Bender
People in Pain, 1988, neu produziert von Philip Vanderhyden
Credits zur Fernsehshow "America's Most Wanted" in Kooperation mit Roberta Smith, Musikvideos, dem Medium Fernsehen die Autorität nehmen
1980s Pictures Generation verbinden Elemente aus der Pop Art, Popkultur und Konzeptkunst
Schrift:

Louise Bourgeois
Stoffbücher und Arbeiten mit Schrift
Stickerein auf gefundenen Textilien, Zeichnungen
Schrift: Handschrift, Klassizistische Serifen-Schrift

Guy de Cointet
produzierte Text und skulpturale Arbeiten, die er oft mit anderen Elementen in seinen theatralischen Performance-Arbeiten kombinierte. Seine Textarbeiten auf Leinwand oder Papier basieren auf Textverschlüsselungs- oder Abstraktions-Systemen wie zum Beispiel der Spiegelschrift. Er chiffrierte gefundene Texte aus dem Alltag, aus persönlichen Korrespondenzen, Magazinen oder Büchern in literarische Rätsel und kombinierte sie mit dreidimensionalen geometrischen Formen. Styling von Performern und Setting war an Fernsehsendungen wie Seifenopern und Fernsehshows angelehnt.
Schrift: selbst entworfen

Hanne Darboven
Eins + eins ist eins zwei. Zwei ist eins zwei. – Das ist meine Urthese für alle Gesetze, die bei mir mathematisch durchlaufen. Ich schreibe mathematische Literatur und mathematische Musik.
Nach dem Studium in den späten 1960er Jahren verbrachte Darboven zwei Jahre in New York, wo sie Sol LeWitt, Carl Andre und Joseph Kosuth traf. Durch diese Begegnung von der amerikanischen Concept und Minimal Art informiert, entwickelte sie Schreibzeichnungen auf Millimeterpapier, die aus Zahlenoperationen, handschriftlichen Ausschreibungen von Ziffern und Durchstreichungen bestehen. Eine zentrale Methode Darbovens ist dabei das Prinzip der Wiederholung, eine weitere die manuelle Umsetzung. Sie verstand ihre Arbeit als eine Form des Schreibens und fühlte sich Schriftstellern wie Jean-Paul Sartre und Heinrich Heine verbunden, von denen sie Textpassagen in ihren Arbeiten zu Mustern abschrieb. 1980–1983 entstand für das Dia Center for the Arts in New York "Kulturgeschichte 1880–1983"; eine monumental angelegte Installation aus gerahmten Papierarbeiten – teilweise vorgelochte US-letter-großen Seitenpaaren auf rotes Papier platziert, teilweise Kombinationen aus Schwarzweißfotografien, gefundenen Postkarte, Buchseiten und mehr – die in einem wandfüllenden Raster vom Boden bis zur Decke über mehrere Räume gehängt wurde. In der Installation hält Darboven wie in einem selbst entworfenen Archiv erlebte Geschichte durch Zahlencodierungen, Worttexte, Diagramme und Fotografien festhält.

Moyra Davey
Mailer: digital ausgearbeitete, gefaltete Fotos, die sie mit buntem Klebeband verklebt, händisch mit einer Adresse beschriftet, frankiert und so per Post an eine bekannte oder nahe stehende Person oder einen Ausstellungsraum schickt. In ihren Ausstellungen werden die Fotos wie Bilder ausgefaltet und geglättet an die Wände platziert.
Schrift: Handschrift

Heinrich Dunst
Rauminterventionen und Performances
Beziehung von Bild und Text, Unübersetzbarkeit einer Form in eine andere, Kontextualität der Präsentationen in einem bestimmten RaumVerkörperung und Repräsentation
von Marcel Broodthaers beeinflusst: Aufhebung der Unterscheidung zwischen reflexivem und poetischem Sprachgebrauch, vom Autor zum Künstler
Schrift: Helvetica Neue Bold, Helvetica Neue Bold Condensed

Shannon Ebner

Jenny Holzer
Truisms, New York 1977–1979
"Holzer began creating these works ("Truisms") in 1977, when she was a student in an independent study program. She hand-typed numerous "one liners," or Truisms, which she has likened, partly in jest, to a "Jenny Holzer's Reader's Digest version of Western and Eastern thought." She typeset the sentences in alphabetical order and printed them inexpensively, using commercial printing processes. She then distributed the sheets at random and pasted them up as posters around the city. Her Truisms eventually adorned a variety of formats, including T-shirts and baseball caps." (Publication excerpt from The Museum of Modern Art, MoMA Highlights, New York: The Museum of Modern Art, revised 2004, originally published 1999, p. 279 )
Arbeiten im öffentlichen Raum: LED-Leuchtbänder, Gravuren in Sitzbänken aus Granit oder in Baumstämmen, Einzeiler bzw. Statements die sie aus diversen Quellen zitiert oder erfindet mit allgemeinen, kritischen Überlegungen, oft im Zusammenhang von politischen Themen wie Feminismus und AIDS oder von gesellschaftlichen Themen wie Tod und Gewalt.
Schrift: Versal gestellt

Ferdinand Kriwet
Poem Print, 1968
Seine Wur­zeln lie­gen in der kon­kre­ten Poe­sie, er be­schreibt sich selbst als vi­su­el­len Poeten. Mit 19 Jah­ren ver­öf­fent­lich­te Kriwet im Du­mont Verlag "Rotor", eine drei Bände zu jeweils 204 Seiten lange Erzählung ohne Seitenzahlen, Großschreibung oder Interpunktion. Nicht wie die Kriegsgeneration erzählend schweigen, verheimlichen oder abstreiten, sondern erzählen müssen bis sich das Erzählen verselbstständigt. Der Text rotiert buchstäblich, er bildet Schleifen, wechselt ohne Übergang zwischen artifizieller Kunstsprache und Mundart, zwischen autobiographischer Enthüllung und Verschleierung.
Mit der Werk­grup­pe „Rund­schei­ben“, die in den frü­hen 1960er Jah­ren ent­stan­d, ent­warf er "Sehtex­te" oh­ne An­fang und En­de mit mehr­deu­ti­gem und un­be­stimm­tem In­halt, die kei­ne Le­se­rich­tung vor­ge­ben und den Be­trach­ter selbst zur Be­deu­tungs­pro­duk­ti­on auf­for­dern.
curated_by 2017, Gregor Jansen für Georg Kargl Fine Arts, Leiter der Kunsthalle Düsseldorf
Schrift: Helvetica …

Barbara Kruger
Großformatige Plakate und Installation aus in fetter, schräggestellter serifenloser Schrift gesetzten Zitaten, platziert über gefundenen, abfotografierten Schwarz-Weiß-Fotografien aus den 1940–1950 Jahren, schwarzweiss auf rotem Grund, thematisiert politische und soziale Fragen aus konsumkritischer und feministischer Sicht, Apropriation, Anlehnung an Dada und Punk, benützt Shifter (Begriff aus der Linguistik) wie You, I, We.
Schrift: Futura Bold Oblique

Shirin Neshat
Handschrift in persischen Schriftzeichen auf übergroßen Schwarzweiss Abzügen (Portraits, Hände, Füsse ...), Vorstellungen von Weiblichkeit im Umfeld von islamischem Fundamentalismus und Militanz, dem Widerspruch zwischen heute und der vorrevolutionären Zeit im Iran
Schrift: Handschrift

Yoko Ono
Fluxus, Handlungsanweisungen, Musik, Konzeptkunst, Performance, Experimentalfilme, politische Aktivistin
Ceiling Painting, 1966
Schrift: Handschrift, Slab-Serife (wie Rockwell, Serifa, Beton) oder Schreibmaschine, Geometrische Linear Antiqua (wie Avenir oder Nobel)

Gerhard Rühm
Wiener Gruppe
Konkrete Poesie ist eine avangardistische Strömung der Literatur, die sich mit experimenteller Dichtung befasst. Sie versucht, sprachlichen Elemente von ihrem Sinn zu lösen. Unterscheiden lassen sich dabei akustische Dichtung und visuelle Poesie. Die akustische Dichtung löst sämtliche sprachliche Elemente eines Textes von ihrem Sinn und ordnet sie nach akustischen, also klanglichen, Regeln. Die visuelle Poesie experimentiert mit dem Erscheinungsbild von Texten, wodurch der Text über seine äußere Form eine Aussage vermittelt oder tatsächlich zum Bild wird.
Schrift: 

Ed Ruscha
Pop Art, Word Paintings (Öl, Schiesspulver, Ketchup …), Fotobücher
Begründer des Künstlerbuchs, so wie wir es heute kennen – zum Erscheinungszeitpunkt für jede/n erschwingliches, maschinell produziertes Sammelobjekt
Schrift: Copperplate, Stymie, E-13B MICR u.a.

Lawrence Weiner
Smashed to Pieces (In the Still of the night), 1991, Flackturm Esterhazypark Wien. Mit einem Zitat von Ferdinand Schmatz
Schrift: Franklin Gothic Condensed (Lettraset), FF Offline (Schablonen-Schrift), Margaret Seaworthy Gothic (von Lawrence Weiner)

Emmett Williams
amerikanischer bildender Künstler und Dichter, Teil des Darmstädter Kreis Konkreter Dichtung und der Concret-Poetry-Szene um Dick Higgins in New York, Mitbegründer der Fluxusbewegung, 1966 „sweethearts“ (Gedichtband in der Form eines Flip-books), 1966–1970 Herausgeber von Something Else Press, 1967 "An Anthology of Concrete Poetry", Kollaborationen mit Daniel Spoerri, Robert Filliou, und mit Claes Oldenburg für das Künstlerbuch zu den "Store Days" Aufführungen.

Christopher Wool
Word-Paintings: Wortfragmente und Zitate, die über Schablonen auf weißgrundierte Aluminiumtafeln mit Alkydharz-Lack malerisch aufgetragen werden
Schrift: Schablonen-Schrift aus dem Straßenbau