Montag, 23. Oktober 2017

W17–18 Gestaltgesetze

Die Gestaltgesetze bestimmen Designregeln und Prinzipien der menschlichen Wahrnehmungspsychologie.

Die mehr als 100 Gestaltgesetze wurden in den 1920er Jahren als Organisationsprinzipien der visuellen Wahrnehmung entdeckt und formuliert und gehen auf die damals neue psychologische Richtung der Gestaltpsychologie zurück. Die Psychologen Rudolf Arnheim, Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka u.a. beschreiben Prozesse der Gliederung und Herstellung von Zusammenhängen im Wahrnehmungsfeld. Ihre Beachtung bei der Erstellung einer Komposition kommt der menschlichen Wahrnehmung entgegen.


Gesetz der guten Gestalt – Prägnanz
Das Prägnanzprinzip ist das den Gestaltgesetzen zugrundeliegende Prinzip. Unsere Wahrnehmung interessiert sich vor allem für Gestalten, die sich von anderen durch bestimmte Merkmale unterscheiden bzw. abheben. Das nennt man Prägnanztendenz. Jede Figur wird als möglichst einfache Struktur interpretiert. Die Wahrnehmung hat also eine Eigentendenz zu »Guten Gestalten«.

Gesetz der Ähnlichkeit
Gleiche oder ähnliche Elemente werden als zusammengehörig wahrgenommen. Gemeinsame visuelle Merkmale wie Farbe, Form, Größe, Orientierung und Struktur lassen die Elemente zusammengehörend wirken. Dazu müssen sich die Elemente nicht in unmittelbarer Nähe befinden oder der Abstand zwischen ihnen muss nicht gleich sein.

Gesetz der Nähe
Bei einer Ansammlung gleich oder ähnlich aussehender Elemente werden jene in Zusammenhang gebracht, die optisch nahe zueinander liegen. Dagegen werden Objekte, die von einer Gruppe weiter entfernt liegen, nicht als dazugehörend wahrgenommen.

Gesetz der Geschlossenheit
In unserer Vorstellung versuchen wir eine geschlossene Form zu finden. Damit eine Form als geschlossen erkannt wird, muss sie nicht tatsächlich vollständig geschlossen sein, unsere Wahrnehmung ergänzt tendenziell unterbrochene Formen. Es genügt eine Andeutung, um eine Form als geschlossen wahrzunehmen.

Gesetz des gemeinsamen Schicksals = Gesetz der guten Kurve
Elemente, die sich gleichförmig verändern bzw. bewegen, werden als Einheiten erlebt.

Gesetz der Kontinuität = Gesetz der guten Fortsetzung
Elemente gleicher Form, die fortlaufend miteinander verbunden sind, werden als Einheit erlebt.

Gesetz der Symmetrie
Symmetrisch angeordnete Elemente werden als Einheiten erlebt. Die symmetrische Form ist immer eine Figur.

Gesetz der Dominanz
Klare, einfache Strukturen dominieren über komplexe Formgebilde.

Gesetz der Figur-Grund-Beziehung
Zur Differenzierung zwischen Figur und Grund werden folgende Aspekte herangezogen: Geschlossenheit, Abgrenzung, Textur, Farbe, Gliederung, Kontrast, Helligkeit, Räumlichkeit.

Gesetz der Parallelität
Parallel angeordnete Elemente werden als Einheiten wahrgenommen.

Gesetz der durchgehenden Linie
Dominiert beim visuellen Sinneseindruck die Linie, so bilden durchgehende Linien leichter Einheiten als offene Linienstrukturen.

Gesetz der Innenseite
Innenwinkel von Körpern sind meist kleiner als Außenwinkel.

Gesetz der Erfahrung
Zunächst undefinierte Strukturen werden dank individueller Erfahrungen als bekannte Gestalt wahrgenommen. Dieses Wahrnehmungsphänomen ist z.B. Voraussetzung für die Simulation dreidimensionaler Objekte auf einer Fläche. Die Gesetze der Erfahrung lassen sich auf Konstanzphänomene zurückführen wie die Größen- oder Formkonstanz
Leserichtung

Unmögliche Figuren
Simulieren eine im zweidimensionalen Raum eine unmögliche Dreidimensionalität – M. C. Escher

Einfluss des Umfelds – Komposition
Die absolute bzw. empfundene Größe – Gegenüberstellung, Kontext
Helligkeit, Kontrast, Grauwerte
Mathematische Mitte ≠ Optische Mitte – Overshooting
Vertikale Linien wirken schlanker – Horizontale Linien wirken breiter