Dienstag, 23. Oktober 2018

Färben mit Indigo

1289 wird der Farbname Indigo zum ersten Mal in der englischen Sprache festgehalten. Er wird für ein tiefes Blau verwendet, dass wohl durch die kupferartigen Reflexe der Farbstoffe warm wirkt. In Newtons Beobachtungen von einem Regenbogen entspricht es dem letzten erkennbaren Blauton bevor sich das Licht violett bricht.

Montag, 15. Oktober 2018

5 Entwickeln

Färbungen können im Nachhinein mit modifizierenden Substanzen eintwickelt werden. Dazu werden alkalische oder säuernde Hilfsstoffe und Metallsulfate verwendet.

Färbepflanzen

Fast jede Pflanze hat färbende Eigenschaften. Traditionelle Färbepflanzen färben kräftig und sind ähnlich licht- und waschecht wie synthetische Färbungen. Unter guten Bedingungen halten sie solange wie das gefärbte Textil.
    Farben mit sehr guter Haltbarkeit werden aus Reseda, Krapp, Indigo und Gerber-Akazie (Catechu, vor allem mit Kupfersalz) sowie aus Insekten wie Lac, Cochenille und Kermes gewonnen – mit guter Haltbarkeit aus Färberginster, Walnuss, Gallapfel (mit Eisensalz), Rabarberwurzeln, Dreiblättriger Salbei, Mönchspfeffer, Kreuzdorn, Javanisches Gelbholz – traditionelle, aber weniger lichtechte Färbepflanzen sind Färberkamille, Goldrute, Birke, Granatapfel, Morinda, Henna (mit Kupfersalz), Osagedorn, Brasilholz, Blauholz, Faulbaumrinde, Eichenrinde.

Aus essbaren Pflanzen, Blüten und Pflanzenfrüchten können eher keine dauerhaften Textilfärbungen entstehen. Sie werden zum Färben von Lebensmitteln verwendet.
    Küchenzwiebeln, Kurkuma, Sandelholz, Saflor, Brennnessel, Avocadoschalen, Schwarztee, Löwenzahnblätter, Annattosamen, Heidelbeeren, schwarze Bohnen, Karrottengrün, Ligusterblätter, Rotkohl, Holunder, Attich, Frauenmantel, Thymian-Gewächse, Salbei, Rosmarin.

Farbstoffe extrahieren

Farbstoffe sind in einer Pflanze mit Hilfe von Zucker gebunden. Um die Farbstoffe aus den Pflanzen zu extrahieren, separiert man diese Verbindungen in Wasser – in manchen Fällen auch in Alkohol. Die Farbstoffe schwimmen dann gelöst im Farbsud, die Pflanzenteile werden ausgesiebt und der Farbsud mit Wasser im Farbbad verdünnt.

Farbstoffe

Hauptgruppen von Farbstoffe mit waschfesten und lichtechten Färbeergebnissen

Färbeklassen

Arten von Tauchfärbungen

4 Färben

1 Teil Färbegut : 1–10 Teile frische Färbepflanzen (z.B. Birkenblätter), d.h. mindestens 1 mal, meistens 2 mal, eher 4 mal soviel frisches färbendes Material wie das trockene Färbegut wiegt.

1 Teil Färbegut : >1 Teil getrocknete Färbedrogen (z.B. Zwiebelschalen), d.h. mindestens soviel Gewicht an färbendem Material wie das trockene Färbegut wiegt.

Eisenbeize

Eisenbeize kann Färbungen auf Cellulose- und Wollfasern fixieren. Ausserdem wird sie zum Manipulieren von Farben verwendet; auf Tee entsteht so warmes Grau, auf Birkenblättern Grün, Färbungen mit Kurkuma werden Dunkelrot, Galläpfel produzieren Schwarz. Weil Eisen schon in sehr kleinen Mengen und wenigen Minuten reagiert und weil es sich über Töpfe und Utensilien verteilen kann, beizt man meistens nach dem Färben. Bei Kontakt wirkt Eisenbeize sofort, durch Oxidation an der Luft verdoppelt sich der Effekt nach dem Auftauchen während die Fasern trocknen. Eisen greift Fasern mehr oder weniger stark an, vor allem Wolle und Seide. Durch die Einwirkung von Sauerstoff und UV-Licht kann sich der Zersetzungsprozess über Jahre fortsetzen.

Hilfsstoffe


Beizstoffe

Alle Beizen bestehen aus Metallsalzen mit der Eigenschaft, Farbstoffe in den Fasern zu fixieren und sie so wasch- und lichtfest zu machen. Früher war es üblich in einem Schritt zu beizen und zu färben, heute beizt man vor dem Färben. Gebeizte Fasern können gleich oder später gefärbt werden.

3 Beizen

Beizmittel funktionieren wie Bindemittel. Über sie werden Farbstoffe von den Fasern aufgenommen und in ihnen fixiert. Sie verbessern die Licht- und Waschechtheit von Färbungen und beeinflußen das Ergebnis. Beim Beizen sollte der pH-Wert für die Fasern berücksichtigt werden. Wolle kann erhitzt werden, Seide nur wenig, Cellulosefasern sollen nach dem Tanninbad kalt gebeizt werden. Am Ende muss eine Beize gut ausgewaschen werden, damit sie die Farbstoffe nicht neben den Fasern im Farbbad bindet.

Beispiel für einen Beizvorgang
1. Je nach Faser das Färbegut für 2–8 Stunden in Wasser und 1 Tropfen neutrale Seifenlösung legen
2. 15 % Kalialaun in einem Schraubglas mit 60 Grad heissem Wasser auflösen
3. die Lösung in ein verschliessbares Gefäß mit der entsprechenden Menge Wasser geben
4. Fasern bei 40 Grad einfächern und langsam bis 90 Grad erhitzen, für 1 Stunde die Temperatur halten, bei Bedarf in den letzten 10 Minuten 5 % Weinsteinrahm einrühren
5. Kochplatte abschalten, auskühlen lassen
6. Färbegut herausnehmen, mehrere Male gut ausspülen

Lösung im Verhältnis zum Fasergewicht:
1000 g Faser : 25 – 30 Liter (1:30)
500 g Faser : 15 – 18 Liter (1:36)
250 g Faser : 10 – 12 Liter (1:48)

Die Fasern können gleich oder später weiterverarbeitet werden. Für eine intensivere Färbung, kann man die Fasern vor dem Auswaschen 2 bis 7 Tage feucht lagern oder mehrmals beizen. Weil Beizen einen saueren ph-Wert haben, sind sie haltbar und können wieder verwendet werden. Man frischt sie dazu mit 50 % Beizstoffen auf oder man beizt beim nächsten Mal halb so viele Fasern.

2 Vorbeizen von Cellulosefasern

Cellulosefasern können Beizen und Pflanzenfarbstoffe von sich aus in ihrer Faserstruktur nicht binden. Dazu müssen sie nach dem Entschlichten vorgebeizt werden. Tannine fixieren die Beizstoffe in den Fasern und aufgetragene Proteine verbessern die Aufnahme der Farbstoffe. Anschließend wird gebeizt. 

Fasern

Wolle, Seide, Baumwolle, Bastfasern und Regeneratfasern

1 Reinigen, Entschlichten, Befeuchten

Für das Färben mit Pflanzen eignen sich Fasern aus Proteinen (von Tieren wie Schafwolle oder Seide) und aus Cellulose (von Pflanzen wie Baumwolle oder Flachs). Proteinfasern nehmen organische Farbstoffe besser wie Cellulosefasern auf. Das hat u.a. mit ihrer elektrostatischen Eigenspannung zu tun.
    Damit Fasern die Färbung gleichmäßig aufnehmen, muss die "Schlichte" aus Fett, Schmutz und Appretur entfernt werden. Dieser Vorgang heißt Entschlichten. Dazu eignen sich neutrale bis leicht saure Waschsubstanzen für Proteinfasern oder alkalische für Cellulosefasern, also Waschmittel, die zum natürlichen pH-Wert der Fasern passen: Wolle pH 5.0, Baumwolle ab 7.0, wobei die langen Fasern von Leinen beim Waschen durch Reibung sich zersetzen und über Druck knicken und abbrechen. Normales Waschpulver ist nicht geeignet, weil es sehr alkalisch ist und die Fasern zu stark angreift.
    Wolle in 1% pH-neutraler Seifenlösung 1 Stunde bei 60 Grad entschlichten. Für Seide reicht bei 50 Grad 10 Minuten einweichen. Bei Cellulosefasern, vor allem Leinen, die Appretur über Nacht in einer Enzym-Lösung aus Weizenkleie aufweichen (1/2 Tasse Kleie pro 1 Liter heisses Wasser), dann in 1% pH-neutraler Seife und 1% Natriumcarbonat (Boutrup, Ellis) 1–2 Stunden bei 100 Grad auskochen. Wenn das Wasser sehr dunkel ist, den Vorgang wiederholen. (Karin Tegeler empfiehlt pH 10 nach Johannes Harborth; Boutrup, Ellis empfehlen pH 8–9)
    Für eine gleichmäßige Färbung sollen alle Fasern 2 bis 8 Stunden mit Wasser und einem Tropfen Seifenlösung vor jedem weiteren Schritt befeuchtet werden. Wie lange, hängt von den Fasern ab.

W18–19 Färben mit natürlichen Farbstoffen

Beispiel für eine Standardfärbung
   1 Teil vorbehandelte (siehe Schritt 1 und 2) Cellulose- oder Proteinfasern : 0,5 bis 10 Teile getrocknete oder frische Pflanzen. Zum Beispiel 10 g Wolle zu 20 g Schwarztee oder 10 g Baumwolle zu 100 g Holunderbeeren oder 10 g Seide zu 5 g Krappwurzel ... Ein höherer Anteil an Pflanzenmaterial ergibt eine größere Farbtiefe, Wurzeln und Rinden färben stärker, bei Blättern genügt oft das Verhältnis 1:1, Blüten und Früchte brauchen mehr ... 
   Die Färbedroge wird möglichst klein geschnitten, 10 Minuten bis mehrere Tage (harte Teile wie Rinde) eingeweicht, anschließend eine Stunde bei 60 bis 80 Grad erhitzt. Man nennt diesen Vorgang Sieden. Den Farbsud abseihen und mit Wasser eine Flotte ansetzen. Das Flottenverhältnis für die Färbung beträgt in etwa 1 Teil Fasern : 20 Teile Wasser inkl. Farbsud. Die zu färbenden Fasern sollen von der Flotte bedeckt sein und dabei beweglich bleiben. Verdunstetes Wasser soll nachgefüllt werden. Allgemein spielt das Verhältnis von Fasern zum Wasservolumen eine geringere Rolle, als von Fasergewicht zu Pflanzengewicht.
   Die Fasern in der Flotte 30 Minuten bis 1 Stunde sieden, abkühlen und über Nacht oder bis zu mehrere Tage nachziehen lassen. Mit möglichst heissem Wasser und einem Tropfen neutraler Seifenlösung auswaschen, danach ist die Färbung stabil und kann mit Waschmittel gewaschen werden.