Montag, 15. Oktober 2018

Fasern

Wolle, Seide, Baumwolle, Bastfasern und Regeneratfasern


I a) Wolle (WO), Schurwolle (WV)
Grobe, wellig elastische Proteinfaser aus einem amorphen Kern und einer Oberfläche mit Schuppenstruktur
– pH-neutrales bis leicht saures Waschmittel für pH-Wert 5.0, etwa 1 Teelöffel auf 1 kg Faser
Wolle lässt sich besonders gut färben, die Farben verhalten sich in Wolle lichtechter als in anderen Farben. Wolle kann man in Ausnahmen in der Maschine mit einem pH-neutralem Waschmittel wie Synthrapol waschen, vor allem aber in der Handwäsche mit pH-neutraler Seifenlösung, Orvus Paste (Natriumlaurylethersulfat, SLES) oder Babyshampoo (ohne weichmachende Zusatzstoffe) langsam von 40 auf 60 Grad erhitzen, leicht und wenig bewegen, abkühlen lassen, mehrmals mit 40 Grad warmem Wasser spülen bis das Spülwasser klar ist, abtropfen lassen, in einem Beutel schleudern. Wolle wird von Reibung, alkalischen Substanzen und raschen Temperaturschwankungen angegriffen.

I b) Seide (SI)
Proteinfaser aus zwei mit Serecin ummantelten Fibroinfasern
– bei Bedarf pH-neutrales Waschmittel
Der Seidenleim Sericin hat eine matte Oberfläche und färbt sich besser, als die Fibroinfasern. Sericin wird durch alkalisches Waschen aufgelöst. In der Verarbeitung ist es üblich, mehr oder weniger Sericin zu entfernen, man nennt das degummieren. Dadurch entsteht Glanz, die Faser wird weiß und leicht. Manche verarbeiteten Fasern wie Organza beinhalten viel Sericin, daher färben sie stärker, andere wie Habotai-Seide bestehen nur noch aus Fibroinfasern und färben schwächer. Verarbeitete Fasern werden nur in warmem Wasser ausgedrückt, über Nacht eingeweicht und mehrmals mit warmem Wasser gespült.
    Tussah und andere Rohseiden sind kristalliner, aus dem Grund färben sie weniger leicht. Ausserdem können sie nur teilweise degummiert werden, dadurch können beim Färben Unregelmäßigkeiten entstehen. Möchte man die Sericinschicht gleichmässig entfernen, kann man sie in warmer Seifenlauge einlegen und auswaschen, bis das Spülwasser klar ist.
    Allgemein sollte Seide nicht über 60 Grad erhitzt werden, weil sie dadurch ihren Glanz verliert.

II a) Baumwolle (CO)
Samenfasern, unverbundene Elementarfasern aus Cellulose
– 1 % Natriumcarbonat und 1 % neutrale Seifenlösung auf etwa 30:1 Wasser:Textil
Waschsoda hat eine reinigende und leicht bleichende Wirkung, es kann Fette und Schmutz lösen, Stärke nicht. Gestärkte Fasern müssen daher zuerst 8 Stunden in Weizenkleielösung (Enzyme) eingelegt werden. Alle anderen Fasern können direkt in der Waschmaschine heiß vorgewaschen werden. Dann in einer Lauge aus Waschsoda und Schmierseife oder Seifenwaschmittel 1–2 Stunden sieden, bis das Wasser gelblich wird. Wenn das Wasser sehr gelb ist, sollte der Vorgang wiederholt werden. Anschliessend über Nacht in der Lauge liegen lassen. Danach mehrmals ausspülen.
    Je dicker die Celluloseschicht von Baumwolle (reife, hochwertige Fasern), um so intensiver fallen die Farben aus. Mercerisierte Baumwolle gibt Farben etwas klarer wieder.

II b) Bastfasern: Leinen (LI), Hanf und Ramie
Mit Pektinen und Wachs gebündelte Cellulosefasern
– pH-neutrale Waschmittel
Wegen ihrer kristallinen Faserstruktur nehmen Leinen und Hanf Farbstoffe langsamer auf. Ungebleichtes Leinen hat eine Eigenfarbe, auf der Färbungen dunkler wirken, sie fallen klarer aus und hellen beim Trocknen weniger auf. Die Fasern von Leinen und Hanf können stark erhitzt werden, sie enthalten weniger Fette, sind aber empfindlicher wie Baumwolle. Durch die mechanische Einwirkung beim Waschen können die Fasern zerbrechen, besonders in der Maschine. Sie werden von alkalischen Waschsubstanzen angegriffen (ab pH-Wert 7.0 in ihre kurzen Elementarfasern kotonisiert), werden dadurch fasrig, rau, weich und verlieren ihren Glanz. Andererseits nehmen sie so mehr Beize auf. Man muss individuell entscheiden, wie man entschlichtet. 
    Ramie dagegen ist weiß und färbt sich intensiver. Es besteht aus drei bis viermal längeren, robusten, glänzenden Elementarfasern. Seine Pectinschicht wird in der Verarbeitung entfernt und die gebündelten Fasern in ihre Elementarfasern aufgebrochen. Ramie kann alkalisch und in der Maschine gewaschen werden.

II c) Regeneratfasern: Viskose (CV), Bambusviskose, Modal (CMD), Lyocell (CLY) und Tencel, Cupro (CUP)
Chemisch hergestellte Cellulosefasern
– 15 % Natriumcarbonat und Seife
Regeneratfasern werden wie Baumwolle entschlichtet und befeuchtet. Aus dieser Gruppe ist Lyocell die nachhaltigste und hochwertigste Faser, die sich ausserdem am intensivsten färbt.