Montag, 15. Oktober 2018

3 Beizen

Beizmittel funktionieren wie Bindemittel. Über sie werden Farbstoffe von den Fasern aufgenommen und in ihnen fixiert. Sie verbessern die Licht- und Waschechtheit von Färbungen und beeinflußen das Ergebnis. Beim Beizen sollte der pH-Wert für die Fasern berücksichtigt werden. Wolle kann erhitzt werden, Seide nur wenig, Cellulosefasern sollen nach dem Tanninbad kalt gebeizt werden. Am Ende muss eine Beize gut ausgewaschen werden, damit sie die Farbstoffe nicht neben den Fasern im Farbbad bindet.

Beispiel für einen Beizvorgang
1. Je nach Faser das Färbegut für 2–8 Stunden in Wasser und 1 Tropfen neutrale Seifenlösung legen
2. 15 % Kalialaun in einem Schraubglas mit 60 Grad heissem Wasser auflösen
3. die Lösung in ein verschliessbares Gefäß mit der entsprechenden Menge Wasser geben
4. Fasern bei 40 Grad einfächern und langsam bis 90 Grad erhitzen, für 1 Stunde die Temperatur halten, bei Bedarf in den letzten 10 Minuten 5 % Weinsteinrahm einrühren
5. Kochplatte abschalten, auskühlen lassen
6. Färbegut herausnehmen, mehrere Male gut ausspülen

Lösung im Verhältnis zum Fasergewicht:
1000 g Faser : 25 – 30 Liter (1:30)
500 g Faser : 15 – 18 Liter (1:36)
250 g Faser : 10 – 12 Liter (1:48)

Die Fasern können gleich oder später weiterverarbeitet werden. Für eine intensivere Färbung, kann man die Fasern vor dem Auswaschen 2 bis 7 Tage feucht lagern oder mehrmals beizen. Weil Beizen einen saueren ph-Wert haben, sind sie haltbar und können wieder verwendet werden. Man frischt sie dazu mit 50 % Beizstoffen auf oder man beizt beim nächsten Mal halb so viele Fasern.

Wolle
1) Alaunbeize: 15–20 % Kalialaun (leicht sauer), bei Bedarf 7 % Weinsteinrahm (sauer)
2) Aluminiumtriformiat-Beize
3) 1–2 % Eisenbeize, verdunkelt die Farben
4) 5 % Kupfersulfat und 30 ml Essig (Kupfersulfat ist alkalisch)
5) 1 % Zinnchlorid und 2 % Weinstein
6) früher wurde mit 4 % Chromkali gebeizt
    Wolle bei pH-Wert 5.0 ohne reibende Bewegungen langsam erhitzen und für 1 Stunde bei 90 Grad beizen oder langsam erhitzen, abdrehen und 24 Stunden bei Raumtemperatur ziehen lassen oder mit 1 % pH-neutraler Seifenlösung für 4–14 Tage kalt beizen. Weinsteinrahm nur bei Bedarf und erst am Ende hinzuzufügen.

Seide
1) Alaunbeize: 15 % Alaun
2) Aluminiumtriformiat-Beize
3) 1–2 % Eisenacetat-Beize
4) 5 % Kupfersulfat und 30 ml Essig
    Seide wird bei pH-Wert 7.0 kalt gebeizt. Dazu erhitzt man die Beize auf 60 Grad, fächert die Fasern ein und läßt sie darin 1 Stunde lang während das Bad auskühlt.
    Man kann Seide auch in drei Schritten Färben-Beizen-Färben. Dazu wird das Farbbad auf 85 Grad erwärmt, 15–20 % Kalialaunbeize auf Raumtemperatur. Die Faser zuerst für 10 Minuten in das Farbbad tauchen, dann für 15 Minuten in die Beize, gut auswaschen und wieder für 10 Minuten in das Farbbad tauchen.

Baumwolle und Regeneratfasern
Cellulosefasern werden in mehreren Schritten kalt gebeizt. Tannine haften an der Faser und verhärten sich dort mit Aluminiumacetaten, sie verlieren dabei etwas von ihrer oxidierenden Wirkung und schützen die Färbung ein wenig vor UV-Strahlen.
1) Aluminiumacetat-Beizen
    a) mit Tannin vorbehandeln, nicht auswaschen
    b) mit Aluminiumacetat kalt beizen, gut auswaschen
2) kristallisierte Alaunbeize
    a) mit Tanninextrakt vorbehandeln, nicht auswaschen
    b) mit kristallisiertem Alaun kalt beizen: 12 % (Fasergewicht) Kalialaun und 1,5 % Pottasche getrennt in 200 % kochendem Wasser auflösen, vermengen und mit 50 Grad heissem Wasser verdünnen, Fasern für 1–2 Stunde einlegen, gut auswaschen
3) Sojamilch-Vorbehandlung und danach wie Proteinfasern beizen
    a) mit Sojamilch vorbehandeln, nicht auswaschen, liegen lassen
    b) kalt beizen

Bastfasern
mit 10–20 % Tannin 12–24 Stunden vorbehandeln und mit 20 % Kalialaun für 12–24 Stunden kalt beizen, trocknen und löschen oder über mehrere Tage in Aluminiumacetat einlegen.

Rezepte

Aluminiumtriacetat-Kaltbeize
10 Liter, nach Johannes Harborth
   200 g Kaliumaluminiumsulfat, 146 g Essigsäure 25%, 62 g Natriumcarbonat, 20 g Weinsäure
   Kalialaun in 1 Liter 60 Grad heissem Wasser auflösen, abkühlen lassen, Essigsäre dazu, Soda in 1 Liter kaltem Wasser auflösen, die Sodalösung langsam in die Kalialaun-Essigsäure-Lösung einrühren, Gasentwicklung abwarten, Weinsteinsäure (verbessert die Haltbarkeit) einstreuen, auf 10 Liter mit kaltem Wasser auffüllen. Bei der ersten Verwendung die Fasern min. 8–24 Stunden einlegen, danach für mehrere Tage bis Wochen. Nach dem Beizen mehrmals gut spülen.
    Die Beize nicht über 70 Grad erhitzen.

Aluminiumtriformiatbeize, 2%ig
10 Liter, nach Johannes Harborth
   590 g Kaliumaluminiumsulfat (KAI(SO4)2x12H2O), 200 g Calciniertes Soda (Natriumcarbonat), 170 ml Ameisensäure 85%
   Zur Herstellung werden Soda und Kalialaun (60 Grad heiss) in getrennten Gefässen aufgelöst. Anschliessend wird die Ameisensäure langsam, unter Rühren in die Sodalösung gegeben. Wenn die Gasentwicklung aufhört und die Lösung klar ist, wird die Aluminiumsalzlösung zugegeben. Dann mit Wasser auf 10 Liter auffüllen. Bei der ersten Verwendung die Fasern bei Raumtemperatur 5–8 Stunden einlegen, danach 8–24 Stunden, danach für mehrere Tage. Nach dem Beizen mehrmals gut spülen. 10 Liter reichen für ca. 3–6 kg Fasern.
    Die Beize nicht über 70 Grad erhitzen.

Eisenacetat-Beize
Jeweils 1–2 % (vom Fasergewicht) Eisensulfat und Natriumacetat in 60 Grad heissem Wasser auflösen und gleich verwenden.
   Alternativ dazu kann man 25 g Eisenwolle in 1000 g Essigsäure (25%) ansetzen, die Lösung mit Wasser auf 10 Liter verdünnen und zeitnah verbrauchen. Bei dieser Herstellung ist es schwieriger den Eisenanteil zu kontrollieren.