Dienstag, 23. Oktober 2018

Färben mit Indigo

1289 wird der Farbname Indigo zum ersten Mal in der englischen Sprache festgehalten. Er wird für ein tiefes Blau verwendet, dass wohl durch die kupferartigen Reflexe der Farbstoffe warm wirkt. In Newtons Beobachtungen von einem Regenbogen entspricht es dem letzten erkennbaren Blauton bevor sich das Licht violett bricht.

    Sein eigentlicher Farbstoff entsteht durch Oxidation von Indikan, einer Zuckeralkoholverbindung, die aus der Indigopflanze oder dem Färberwaid gewonnen und in ein Indol, einen aromatischen Heterocyclus, überführt werden muß und dieser ist erst einmal gelblich. Aus Gelb wird Grün und dann Blau, wenn das Gewebe aus dem Färbebad an die Luft gehoben wird und je öfter man diesen Vorgang wiederholt, umso dichter und dunkler wird das Blau. Schwarzes Blau ist aus dem Grund in seiner natürlichen Herstellung ausgesprochen teuer; bis zu vierzigfach ist das Hemd eines Nomadenfürsten gefärbt, was neunzigmal das tägliche Auskommen so eines Blauen Mannes samt Pferd wert ist.
    Ein anderer Aspekt sind die Melancholie, die Indigo in den Klageliedern östlicher Kulturen zum Ausdruck bringt. In Teilen Westafrikas, Ägyptens oder Indiens ist es Teil von Ritualen in Indigo-Kleidern zu trauern oder zu lieben.
    Erst im 17. Jahrhundert taucht Indigo in Europa auf. Man sagt "Ausreichend blauer Himmel, um einem Holländer Hosen zu machen." Schlichte und freie Arbeitshosen. Wäsche-Bläue und seine Witterungsbeständigkeit sind Umstände, die Indigo im Alltag hervorheben. Nichts ist strapazierfähiger als Navy blue, Maoblau, Postbotenblau oder die dunkelblaue Schuluniform in Serge oder Leinen. Die Hosen der amerikanischen Besatzungsmächte sind ebenfalls mit Indigo gefärbt. Mit Jeans assoziiert die Nachkriegsgeneration Vorstellungen vom amerikanischen Traum und vom Widerstand gegen Eltern und Establishment. Durch Abrieb der äußeren Fasern hellt die Farbe auf, durch Wärme, Feuchtigkeit und Druck dehnt sich der Stoff. Jeanstragende schreiben sich auf diesem Weg in ihr Kleidungsstück ein und veredeln es mit der Zeit. Heute trage ich ein mit kleinen, runden Bimssteinen und Bleichmittel vorgewaschenes Sweatshirt aus der Indigo Kollektion von American Apparell.

"One American writer (Peter Beagle, 1975. American Denim: A New Folk Art, New York) vividly recollects his teenage years in post-war America (...) 'It never occurred to us that all our sanding and hosing down, bleaching and grating and scalding was a form of adornment in itself, as ritualized as the cutting of tribal scars, as strict and exact as the magic of painting one's body for war or for mourning. It was just what you did with Levis. It was magic all right.'"

Ammoniak-Hydrosulfit-Küpe (Reduktionsprozess)
10 g Indigopulver (Indigofera tinctoria Extractum)
1 Schuß Brennspiritus
36 g Hydrosulfit
86 ml Ammoniak
    Wasser auf 40 Grad erhitzen, Ammoniak und Hydrosulfit einstreuen, nicht einrühren, das Wasser leicht bewegen. Indigo mit Brennspiritus zu einer dickeren Flüssigkeit verrühren und am besten durch ein Tuch eingeben. So filtert man Klümpchen aus, die bei der Färbung Flecken ergeben.
    Die Entwicklung der Küpe sollte min. 45 Minuten bei 40 Grad dauern. Die Küpe darf nicht über 55 Grad erwärmt werden. Die Küpe ist fertig, wenn die dunkelblaue Flüssigkeit gelb-grünliche wird. Da Die Oberfläche bleibt blau, weil sie mit Sauerstoff in Kontakt ist. Auf ihr bilden sich "Blüten"; Gruppen von sehr kleine Bläschen, mit austretendem Sauerstoff. Wenn die Oberfläche voll mit Bläschen ist, nimmt man die gebläute Schicht mit einem Tuch ab und kontrolliert die Farbe der Flüssigkeit. So eine Küpe reicht für etwa 12 gute Züge, je nach Qualität des Indigos im Verhältnis 20 Teile Fasergewicht : 1 Teil Farbstoff insgesamt.

Natriumdithionit-Küpe Alternativ
    1–2 TL Natriumcarbonat (Soda) in heissem Wasser auflösen und 2–3 TL Indigopulver einrühren. 9 Liter Wasser auf 50 Grad erhitzen, 25 g Dr. Beckmanns Intensiv Entfärber langsam und mit ruhigen Bewegungen einrühren. Je weniger Sauerstoff in die Küpe eingerührt wird um so länger färbt sie. 5 Min. stehen lassen, dann vorsichtig die Indigomischung einrühren. Die Temperatur auf 50 Grad halten und 30–45 ziehen lassen, die Küpe muss sich leicht grün färben.
    Zum Auffrischen kann bei Bedarf – wenn sich ein metallischer Film auf der Oberfläche bildet oder wenn die Küpe den Gelbton verliert und blau wird – etwas Entfärber nachgestreut werden, man dabei muss 10 Min. warten.
    Die Küpe reicht für etwa 5 gute Züge, je nach Qualität des Indigos im Verhältnis 20 Teile Fasergewicht : 1 Teil Farbstoff insgesamt.

Färben (Oxidationsprozess)
    Die zu färbenden Textilien vorwaschen, aber nicht beizen! Beize so wie jede andere Substanzspur, die mit dem Färbegut in die Küpe kommen könnte, würde die Küpe zerstöhren.
Die Kuppe auf maximal 40 Grad und nie über 40 Grad erhitzen!
 Die Fasern 10–20 Minuten lang vorsichtig in die Küpe untertauchen, vorsichtig aus der Küpe ziehen – die Farbe ist jetzt grün – 10 Min. an der Luft oxidieren lassen – die Farbe wechselt von Grün zu Blau. Wenn der Stoff ganz blau ist, ist der Farbstoff Indigo verlackt und damit dauerhaft mit den Textilfasern verbunden. Der Vorgang kann solange wiederholt werden bis der gewünschte Blauton erreicht ist.

Das Färbegut nach dem letzten Oxidationsvorgang gut auswaschen. Für Mischtöne kann später mit einer anderen Farbe überfärbt oder vor der Indigofärbung vorgefärbt werden. Eine Überfärbung mit Kurkuma erzeugt Grün, mit Färberkrapp Violett, mit Schwarztee ein dunkles Marineblau ...

Zeugfärberei Gutau
St. Leonharderstr. 4, Gutau, Mühlviertel
0699-10593066
zeug@zeugfaerberei.at 

Blaudruckerei Josef Koó
Neugasse 14, Steinberg, Burgenland
02612-8471
koo@originalblaudruck.at

Wie ein Blaudruck entsteht, Blaudruckerei Koó (2:56 Min.)
Carrie Sundra über Indigo Dyeing (8:56 Min.)